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kürzere und längere Gedanken zur Bibel


Der Reichtum des Christen


In dem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen, nach dem Reichtum seiner Gnade Epheser 1,7

Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus Römer 5,1; 5,9; 3,24; 4,25

Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm. 2.Korinther 5,21

Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus, wie er uns auserwählt hat in ihm vor Grundlegung der Welt, dass wir heilig und untadelig seien vor ihm in Liebe. Epheser 1,3-4


In diesen vier Bibelstellen wird uns vorgestellt, was Gott den Gläubigen in Christus aus Gnade durch Glauben geschenkt hat.


Vergebung

Der Römerbrief macht klar, dass jeder Mensch gesündigt hat. Nicht einmal, nicht zweimal, sondern vielmals, millionenfach! Wir waren durch und durch mit Sünden beschmutzt, und unsere sogenannten Gerechtigkeiten waren vor Gott ein unflätiges Kleid (Jes 64,5). Unsere Sünden trennten uns von Gott, standen als eine unbezahlbare Schuld da und Gott musste uns dafür ins göttliche ewige Gericht bringen.

Dann kam Jesus. Und Er trat hin vor Gott und bezahlte diese ungeheure grosse Sündenschuld mit seinem eigenen Leben. Er nahm die Strafe, die wir verdient haben auf sich am Kreuz von Golgatha und gab sein Blut, sein Leben in den Tod. Er erlitt das, was die Bibel als den Lohn der Sünde bezeichnet: den Tod, die absolute Trennung von Gott. Darum wurde es finster in jenen drei Stunden am Kreuz. Der Heiland litt nicht nur, weil die Menschen ihn plagten, sondern weil Gott ihn richtete. In seinem Schrei, «mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen», kommt die ganze unvorstellbare Not seiner Seele zum Ausdruck.

Aber jetzt ist die Strafe bezahlt, die Schuld getilgt und zwar für jeden, der diese Gnade in Anspruch nimmt und glaubt, dass der Herr Jesus für ihn Sein teures Blut gegeben hat. Auf dieser vollkommenen Grundlage darf jeder der an den Herrn Jesus glaubt wissen: in Ihm habe ich die Vergebung der Sünden und Vergehungen durch sein Blut (Eph 1,7).


Rechtfertigung

Dies führt uns zur nächsten grossen Wahrheit im Blick auf unser Heil. Gott hat uns nicht nur unsere Schuld vergeben, Er hat uns auch gerechtfertigt. Rechtfertigung ist mehr als Vergebung. Rechtfertigung bedeutet zurechnen von Gerechtigkeit. Wenn ein Mensch vor Gericht eines Verbrechens angeklagt wird, obwohl er unschuldig ist, und das Gericht dann seine Unschuld feststellt, wird er dadurch gerechtfertigt. Das Gericht stellt seine Gerechtigkeit fest und muss und darf ihn nicht bestrafen. Nun hat Gott uns gerechtfertigt, sodass wir, obwohl wir sehr wohl schuldig waren, jetzt absolut gerecht vor Gott stehen, wie wenn wir nie gesündigt hätten. So sieht Gott uns! Auch diese Seite unserer Errettung ist gegründet auf den Opfertod unseres Herrn Jesus!

Im Römerbrief werden uns in Verbindung mit der Rechtfertigung des Glaubenden vier Aspekte gezeigt:

Der erste Aspekt ist die Gnade Gottes. Gnade bedeutet, unverdiente Zuwendung (Röm 3,23-25a). Gott wollte den schuldigen Sünder begnadigen, ihm die Schuld vergeben und ihn rechtfertigen. Er wollte ihn nicht richten, sondern mit Gnade, mit unverdienter Zuwendung begegnen. Ewig werden wir Ihm danken dafür!

Der zweite Aspekt ist Glauben. Die Gnade Gottes steht grundsätzliche allen offen, aber nur diejenigen profitieren davon, dass heisst, werden wirklich begnadigt, die an Jesus Christus und seinen stellvertretenden Opfertod glauben (Röm 3,25b-26; 4,2-6; 5,1). Gnade ist der Ursprung der Errettung und Rechtfertigung, Glauben ist die Tür zu dieser Gnade. Glauben bedeutet, dass wir, gestützt auf das Wort Gottes, die Tatsache des stellvertretenden Opfertodes des Herrn als Wahrheit annehmen und der Wirksamkeit seines Opfers vertrauen. Es bedeutet auch, dass wir die Wahrheit über unseren sündigen Zustand anerkennen und uns im Glaubens-Vertrauen auf die Vollgültigkeit des Werkes des Herrn Jesus am Kreuz stützen.

Der dritte Aspekt ist das Blut des Herrn Jesus. Blut spricht von Leben. Blut vergiessen bedeutet, Leben zu nehmen, Leben in den Tod zu geben oder eben sterben (Jes 53,12; Mk 10,45; 3.Mos 17,11). Es spricht vom Preis der Erlösung (Eph 1,7; 1.Pet1,18-19). Der Opfertod des Herrn ist die Grundlage für die Vergebung und Rechtfertigung. Durch sein Blut, dass heisst durch seine Leiden und das Sterben im Gericht Gottes über unsere Sünden, hat der Herr für unsere Sündenschuld bezahlt. Er hat schrecklich leiden müssen um dieses Werk zu vollbringen und die Sünden zu sühnen. Aber sein Blut, sein sterben, sein Opfertod genügt, um allen gerechten Anforderungen Gottes zu entsprechen und die Sünden zu tilgen (Röm 3,3,25; 5,9).

Der vierte Aspekt ist die Auferstehung des Herrn. Weil Er das Werk der Sühnung und Erlösung am Kreuz von Golgatha so vollkommen vollbracht hatte, hat Gott den Herrn aus dem Tod auferweckt und ihn verherrlicht bei sich im Himmel. Die Auferstehung des Herrn ist sozusagen die Quittung, die bezeugt: Es ist alles vollbracht, was zu Gottes Ehre und unserem Heil getan werden musste. Darum sagt die Bibel, dass der Herr Jesus «unserer Rechtfertigung wegen auferweckt worden ist» (Röm 4,25).


Gottes Gerechtigkeit in Ihm (2.Kor 5,21)

Aber Gott hat uns mehr gegeben. Das, was wir bisher betrachtet haben, hat mit Taten, mit Sünden, mit Schuld zu tun. Durch den Opfertod des Herrn Jesus, bzw. durch sein Blut ist diese Schuld weggetan und wir stehen völlig gerechtfertigt vor Gott. Aber in 2.Korinther 5,21 geht es um unseren Zustand als Sünder. Sünde, dieses böse Prinzip, prägte uns völlig und bewirkte nur Sünden und böse Taten in unserem Leben. Jeder Mensch wird in Sünde geboren (Ps 51,7), das heisst, er hat diese böse sündige Natur von Geburt an und sie wird auch sehr schnell tätig im Leben eines Menschen (Röm 5,19a; 3,20; 7,13.17-18. Keine Erziehung, keine Therapie kann diese Natur zum verschwinden bringen. Jeder Versuch der Menschen, an das Gute im Menschen zu glauben, scheitert immer wieder an der grausamen Realität des wirklichen Verhaltens von uns Menschen. Kein Mensch kann sich dem entziehen. Jede aufrichtige Person wird anerkennen müssen: auch ich bin zu schrecklichen Taten fähig, wenn die Umstände entsprechend sind. Warum ist das so? Weil wir Menschen eine sündige Natur haben, die diese Taten hervorbringt. So einfach ist das. Und auch so schrecklich.

Aber jetzt hat Gott diese böse Natur, das Prinzip der Sünde, gerichtet! Er tat dies, indem Er Seinen eigenen Sohn als Mensch zur Sünde machte und die Sünde in Ihm richtete. Als der Herr Jesus am Kreuz hing, handelte Gott mit Ihm im Strafgericht so, wie wenn Er dieses böse Prinzip leibhaftig wäre! Denn er war zur Sünde gemacht und musste so vor den göttlichen Richter treten. Eine schreckliche, erschütternde Tatsache. Dies war völlige Wirklichkeit in den drei Stunden der Finsternis! Nichts milderte die Entsetzlichkeit des ‹zur Sünde gemacht sein› oder des göttlich gerechten Gerichts für unseren Herrn.

Der Herr war bereit dazu! So sehr hat er seinen Gott geliebt. So sehr hat er dich und mich geliebt.

Gott hat den Herrn am Kreuz zur Sünde gemacht. Dadurch hat er die Sünde gerichtet (Röm 8,3). Was ist das Resultat davon? Gott hat uns zu Seiner Gerechtigkeit gemacht!

Den Herr zur Sünde gemacht – den Glaubenden zu Seiner Gerechtigkeit gemacht.

Was bedeutet das?

Es ist mehr, als dass Gott, aufgrund des Opfertodes des Herrn Jesus, gerecht handelt, wenn Er dem, der glaubt, die Sünden vergibt und ihn rechtfertigt (vgl. Röm 3,26).

Es ist auch mehr als Rechtfertigung, das heisst, mehr als dass Er uns eine Gerechtigkeit als Menschen zurechnet hat, in der wir vor Ihm, dem heiligen Gott, bestehen können (vgl. Röm 4,5).

Es bedeutet letztlich ohne Zweifel, dass Gott Seine eigene Gerechtigkeit, sozusagen das Mass oder die Qualität seines Gerecht-seins, auf uns gelegt hat. Wir waren in Sünde, verderbt und ruiniert. Jetzt hat Gott uns eine Position und Gerechtigkeit gegeben, die auf der Höhe Seiner Gerechtigkeit ist und ihr völlig entspricht, ja, die seine Gerechtigkeit ist. Um ein Bild zu gebrauchen: wenn jemand angeklagt ist, könnte der Richter sagen: ich bezahle deine Schuld und ihm somit die Schuld erlassen. Er könnte ausserdem sagen: ich erkläre dich als von jeder Schuld gerechtfertigt. Aber er könnte auch noch sagen: ich gebe dir die gleiche Gerechtigkeit, die ich habe. Der vormals Angeklagte stünde dann im Gerichtssaal nicht mehr vor dem Richter, sondern auf seiner Seite, gerecht und in einer Stellung, die dem des Richters entspricht. Ein menschlicher Richter kann und darf das natürlich nicht tun. Aber Gott kann! Und genau dies wollte Er denen geben, die an Seinen Sohn glauben! Können wir Gottes Handeln begreifen? Das alles ist reine Gnade und gründet sich auf den sühnenden Opfertod des Herrn Jesus. Um in den Bildern aus dem 3. Buch Mose zu sprechen: Es ist gegründet auf die sühnende Wirkung des Brandopfers!

Wir dürfen aber nie vergessen: Auch wenn die Sünde gerichtet ist und Gott uns mit seiner Gerechtigkeit bekleidet, bleibt die Sünde, bzw. das Fleisch immer noch im Gläubigen. Er ist zwar befreit von der Macht der Sünde und dem Zwang zu sündigen, aber die Gegenwart dieser bösen Natur bleibt so lange wir noch in einem sterblichen Körper sind.



Heilig und tadellos vor Ihm in Liebe (Eph 1,3-4)

Gott hatte im Sinn, uns noch mehr zu geben. Das finden wir im Epheserbrief. In diesem Brief öffnet Gott sein Herz und teilt den Glaubenden das mit, was Er ihnen darüber hinaus schenken wollte. Alles was wir bisher betrachtet haben, war in Verbindung mit der Schuld unserer Sünden und unseres Zustandes. Aber in diesen Versen im Epheserbrief spricht Gott von Segnungen, die Er schon in der Ewigkeit beabsichtigt hat, denen zu geben, die an seinen Sohn glauben. Hier knüpft Gott nicht an die Not oder die Bedürfnisse des verlorenen Sünders an. Es geht nicht um das Wegnehmen von Sünden, nicht um das Zurechnen von Gerechtigkeit. Es geht um das, was Gott denen, die Er erlöst hat durch das Blut Jesus, darüber hinaus geben wollte.

Die Grundlage damit Gott uns diese hier beschriebenen Segnungen geben konnte ist wiederum Golgatha. Und zwar aus zwei Gründen. Zuerst einmal, weil wir schuldige Sünder waren. Diese Seite wird im Römerbrief ausführlich besprochen. Sie wird auch in Epheserbrief 1,7 erwähnt. Aber es ist eben auch wahr, dass Gott die Glaubenden nur aufgrund des Todes und der Auferstehung des Herrn Jesus in einen neuen, himmlischen Zustand (lebendig gemacht) und einen neuen, himmlischen Bereich (auferweckt) bringen konnte . Das wird uns deutlich gezeigt am Ende des ersten Kapitels und am Anfang des zweiten Kapitels (Eph 1,20; 2,1.5-6). Demzufolge spricht der Epheserbrief auch nicht davon, dass wir schuldig waren und Gerechtigkeit brauchten, sondern davon, dass wir tot waren und Leben brauchten. Diese Seite des Todes und der Auferstehung unseres Herrn wird übrigens im todesähnlichen Schlaf Adams angedeutet.

Gott hat Menschen vor Grundlegung der Welt auserwählt, um sie heilig und tadellos in Liebe vor oder bei sich zu haben, und sie dazu bestimmt, seine Söhne zu sein. Das ist noch einmal viel mehr, als Gottes Gerechtigkeit im Herrn Jesus zu sein. Es bedeutet, dass wir Gottes Kinder sind und das ewige Leben haben! Petrus schreibt sinngemäss, dass wir Teilhaber der göttlichen Natur sind (2.Pet 1,4). Johannes schreibt, dass die, die an den Sohn Gottes glauben, Kinder Gottes sind und ewiges Leben haben (Joh 1,12-13; 1.Joh 5,11-13). Dieses ewige Leben ist im Sohn und Er ist das ewige Leben (1.Joh 5,20)!

Es gibt keinen Zweifel, dass Gott uns hier in Epheser 1,3-5 nicht im Kontrast zu unserem Sein als Sünder sieht. Er sagt hier nicht, ihr wart unheilig, und jetzt seid ihr heilig. Heilig und tadellos sind die Kennzeichen seiner Natur und seines Handelns. Gläubige sind aus Gott geboren und damit seine Kinder, die Seine Natur haben und IHM völlig entsprechen. Vielleicht können wir heilig und tadellos im Kontrast zum Zustand von Adam und Eva sehen vor dem Sündenfall. Sie waren nicht heilig, sondern unschuldig, hatten zwar keine Kenntnis von Gut und Böse, waren aber fähig, den Ungehorsam zu wählen und sich von Gott abzuwenden. Aber heilig bedeutet hier, dass wir, weil wir Gottes Natur haben, völlig getrennt und unantastbar sind von Sünde und völlig abgesondert zu Gott sind. Tadellos weist auf ein Verhalten hin das zu keinem Tadel Anlass gibt. Es ist letztlich Gottes Natur und Handeln. Wir können an 5.Mose 32,4 denken:" Der Fels: Vollkommen ist sein Tun; denn alle seine Wege sind recht. Ein Gott der Treue und ohne Trug, gerecht und gerade ist er!". Das ist Gott und diese vollkommene Natur mit ihren moralischen Kennzeichen hat Er uns gegeben, um vor Ihm zu sein in Liebe. Und beachten wir: Gott spricht hier von unserer grundsätzlichen Stellung und Beziehung, die Er uns geschenkt hat, entsprechend dem Reichtum seiner Herrlichkeit.

Wir dürfen ohne Zweifel dieses «heilig und tadellos» in Verbindung bringen mit 1.Joh 3,9: «jeder der aus Gott geboren ist tut nicht Sünde». Das ist der grundsätzliche Charakter von Kindern Gottes. Natürlich wissen wir - und auch Johannes weiss das (1.Joh 2,1) - dass wir noch eine sündige Natur haben und deshalb noch sündigen können und es leider auch oft tun. Aber davon spricht Johannes im zitierten Vers nicht. Auch Paulus spricht in Epheser 1,3-5 nicht von unserer Praxis! Das ist wirklich wichtig zu erfassen! Natürlich soll das, was wir Christen der Stellung und der neuen Natur nach sind, auch gesehen werden in unserem praktischen Leben. Es scheint klar zu sein, dass unser Verhalten dem Platz entsprechen sollte, den wir aus Gnade bekommen haben. Aber die grundsätzliche Position und Beziehung ist nicht von unserem Verhalten abhängig. Allerdings, die praktische Verwirklichung und Freude daran sehr wohl.

Wir haben also eine Natur mit entsprechenden Charakterzügen bekommen, die Gott völlig entspricht und einen Platz in der unmittelbaren Gegenwart Gottes, verbunden mit einer Beziehung zu unserem Gott und Vater: Heilig und Tadellos! Vor Ihm in Liebe! Seine Liebe ruht auf uns, seinen Kindern (1.Joh 3,1).

Wenn wir diese Verse lesen und darüber nachdenken, können wir, meine ich, nicht anders als zu verspüren, dass es dasselbe ist, von dem auch Johannes schreibt, wenn auch aus einer anderen Perspektive. Paulus spricht mehr von der Stellung, von der Position, während Johannes mehr von der Natur, dem Leben und der Beziehung, die wir haben dürfen, spricht. Aber letztlich läuft alles zusammen: eine neue himmlische Stellung; eine neue Natur, die dieser Stellung entspricht; eine neue Beziehung, die sich darin entfaltet.


Möge der Herr uns schenken, dass wir etwas davon kennen in unserem geistlichen Verständnis, in unseren Herzen, und in der Praxis unseres Lebens!


Urs Hänseler 5/2024