Versammelt zum Namen des Herrn (Notizen)

Grundsätzliche Erwägungen


In Matthäus 18 belehrt uns der Herr über Grundsätzliches bezüglich der Versammlung:

- es geht um Gläubige, die sich an einem (geographischen) Ort regelmässig versammeln.

- sie bilden (oder stellen dar oder vertreten) die Versammlung an diesem Ort oder geografischen Gebiet (das was wir als örtliche Versammlung bezeichnen), denn der Herr sagt: so sage er es der Versammlung.

- Sie haben Autorität. Autorität kann nur ausgeübt werden, wenn man sich (regelmässig) versammelt. Von Autorität ausüben zu sprechen, wenn man nur für eine kurze begrenzte Zeit sich irgendwo versammelt, ist Unsinn.

- Sie sind abhängig vom Herrn

- sie sind versammelt "in meinem Namen" (=halten alles fest, was Seine Person und Werk betrifft und seine Versammlung und seine alleinige Autorität und die Vollgültigkeit seines Wortes)

- es sind mindestens zwei oder drei. Dies ist die Mindestzahl für ein gültiges Zeugnis.

- der Herr ist persönlich anwesend. Er ist gegenwärtig und Er ist Mittelpunkt. Alles richtet sich nach ihm. Von Ihm geht alles aus und Er leitet und bestimmt alles.



Der erste Korintherbrief belehrt uns weiter über dieselbe Sache:

- Die Glaubenden von Korinth werden als die "Versammlung Gottes, die in Korinth ist" angeschrieben.

- sie kommen zusammen:

- an einem1 (Ort od. Platz) 11,20

- als Versammlung od. in Versammlung 11,18

- als ganze Versammlung an einem (Ort) 14,23

- Offensichtlich ist es dieselbe Gruppe Leute, die auch in Mt 18 als Versammlung bezeichnet wird und die zum Namen des Herrn zusammenkommen.

- sie kommen zusammen zum Brotbrechen (10,16-22; 11,20-34)

- sie kommen zusammen zur Auferbauung und Weissagung (14,1-5; 23-33)

- sie kommen zusammen zum Gebet (14,13-19; Mt 18,19)

Sie werden darum bezeichnet als "ihr seid Christi Leib" = funktionieren zusammen und stellen (gemäss dem Grundsatz und der Praxis ihres Zusammenkommens) an diesem Ort (= hier Korinth) Leib Christi (= ganze weltweite Versammlung) dar. Sie sind so ein Zeugnis des einen Leibes des Christus.


Matthäus 18 und der 1.Korintherbrief handeln von exakt derselben Sache -> die örtliche Versammlung; oder eben die Gruppe Glaubender eines bestimmten Ortes oder Gegend, die sich versammeln im Namen des Herrn.



Wir leben in einer Zeit des völligen Verfalls des christlichen Zeugnises. Es gibt tausende Gruppen von Christen, die sich unabhängig voneinander organisiert haben. Diese Praxis von uns Christen verleugnet die Existenz des einen Leibes Christi. Dazu wimmelt es von unbiblischer Lehre und Praxis.

Die Frage muss sich unbedingt stellen: Ist es überhaupt noch möglich, sich allein als Versammlung zum Namen des Herrn zu versammeln, indem man keine andere Körperschaft oder Grundage des Versammelns anerkennt, als nur den einen Leib Christi?? Diese Frage wird unterschiedlich beantwortet. Man sollte nun nicht zu schnell, "ja natürlich" antworten, denn eine solche vorschnelle Antwort kann sehr schnell mit dem bewussten oder unbewussten Ignorieren des Ruins des christlichen Zeugnisses im Blick auf die Einheit der Versammlung einhergehen. Dennoch glaube ich ungedingt, dass die Antwort JA lautet. Wenn nun die Antwort ja lautet, welche Bibelabschnitte können uns eine Hilfestellung geben für diese Frage?

-> 2.Tim 2,19-22: trennen von Ungerechtigkeit und Gefässen zur Unehre und Zusammengehen mit solchen, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen (das sind diejenigen die sich getrennt oder abgesondert haben!)

-> Heb 13,13: so wie die ersten Christen aufgefordert wurden aus dem religiösen Lager Israels hinauszugehen, werden auch wir heute aufgefordert, hinauszugehen aus dem, was einen christlich-religiösen Charakter ähnlich wie Israels hat.

-> das Vorbild von Esra und Nehemia: zurückgehen an den ursprünglichen Ort, wo Gott seinen Namen wohnen liess (=sich versammeln in seinem Namen, wo Er in der Mitte ist), auf dem Boden des einen Leibes, der einen Versammlung. Das ist auf der einen Seite der breitmöglichste Grund. Anderseits schliesst diese Grundlage alle von Menschen gemachten Kirchen aus. Wir können die engere Grundlage einer kirchlichen Organisation nicht akzeptieren, so gut gemeint sie ist und so aufrichtig wie die Gläubigen darin sein mögen.
Gleichzeitig müssen wir uns trennen von allem Bösen in Lehre, Praxis und in unseren Verbindungen. In Verbindung mit Unbiblischem oder dem was Gott Sünde nennt,  gibt es keine Darstellung von gottgemässer Einheit!



Wie kann heute ein Zusammenkommen zum Namen des Herrn Jesus entstehen? Hier können uns die Bücher Esra und Nehemia vorbildlich eine Hilfe sein!

- Es geht von Gott aus (Esra 1,1.5)

- Es ist verbunden mit inneren Glaubensübungen und Demütigung Esra 1; Nehemia 1

- Man muss aus Babel nach Jerusalem ziehen mit den Füssen und dem Herzen Esra 2

- Es braucht geistliche Einsicht und Kraft und auch eine gewisse menschliche Kapazität zur Anbetung, Verwaltung und Auferbauung. Man muss handlungsfähig sein (Autorität ausüben). Wir reden vom Beginn eines Zusammenkommens als Versammlung an einem Ort! (1.Kor 10,15; Esra 3 vorgebildet durch Josua und Serubbabel und die Leviten)

- Es braucht mindestens zwei oder drei (gültiges Zeugnis) (Mt 18,20; Esra 3 vorgebildet durch das Volk)

- man tut das in Verbindung und Gemeinschaft mit solchen, die sich schon auf dem Boden des einen Leibes versammeln. Denn wir sind ein Leib: " da ist ein Leib" Eph 4,4; "ihr seid Christi Leib" 1.Kor 12,27.  Ein Handeln in Unabhängigkeit (es geht uns nichts an, was andere örtliche Zusammenkommen beschliessen) oder offene Grundsätze (jeder darf teilnehmen, auch wenn er wissentlich verbunden ist mit Bösem) ist das Ende für ein Zusammenkommen auf dem Boden des einen Leibes. 

Die Schrift spricht von "ganz Israel ..." (Esra 2,70; 6,17). Gott anerkennt diesen kleinen geringen Überrest als repräsentativ für ganz Israel. Und dieser Überrest handelt ihrerseits im Blick auf "ganz Israel", indem sie als Einheit handeln (Esra 3,1) und für ganz Israel Opfer darbringen (Esra 6,17)



=> der Heilige Geist wird eine Gruppe Gläubiger, die begehren so zusammenzukommen anerkennen durch das Zeugnis solcher, die schon auf diesem Boden zusammenkommen.

=> indem wir so zusammenkommen auf dem Boden des einen Leibes des Christus und getrennt von allem Verkehrten, befleissigen wir uns, die (weltweite, überörtliche) Einheit des Geistes zu bewahren im Band des Friedens.


Urs Hänseler, April 2020


1 gr. 'autos'= dt.  z.b 'daselbst' ; es is ein anderes Wort als in 1,2 'topos'.
'autos' in Vers 20 bezieht sich auf "in od. als Versammlung" in Vers 18; es ist ein grundsätzlicher "Ort". Aber dieses Zusammenkommen wird praktisch natürlich an einem räumlich-geografischen Ort verwirklicht.