Nur Gnade

Alles ist Gnade


Nachdem das Volk Israel das Goldene Kalb gemacht hatte, sagte der HERR zu Mose: «Ich werde nicht in deiner Mitte hinaufziehen, denn du bist ein hartnäckiges Volk» (2. Mo 33,3). Gott machte den schlechten und verkehrten Zustand Israels zum Grund, nicht in ihrer Mitte hinaufzuziehen. Das können wir gut verstehen. Wer von uns wäre mit diesem Volk gezogen?


Was erwiderte Mose darauf? «Wenn dein Angesicht nicht mitgeht, so führe uns nicht von hier hinauf. Und woran soll es denn erkannt werden, dass ich Gnade gefunden habe in deinen Augen, ich und dein Volk? Nicht daran, dass du mit uns gehst und wir ausgesondert werden, ich und dein Volk, aus jedem Volk, das auf dem Erdboden ist?» Auf diese Einwände von Mose reagierte der HERR in Gnade! Er sprach zu Mose: «Auch dies, was du gesagt hast, werde ich tun; denn du hast Gnade gefunden in meinen Augen, und ich kenne dich mit Namen.» Aufgrund dieser Gnade äusserte Mose den Wunsch, der in seinem Herzen war: «Lass mich doch deine Herrlichkeit sehen!» (2. Mo 33,15-18).


Natürlich konnte Mose nicht die Herrlichkeit Gottes an sich sehen. Dennoch offenbarte sich Gott ihm in einer gewissen Weise. Da neigte sich Mose eilends zur Erde und betete an. Dann sprach er zu Gott: «Wenn ich denn Gnade gefunden habe in deinen Augen, Herr, so ziehe doch der Herr mit in unserer Mitte – denn es ist ein hartnäckiges Volk – und vergib unsere Ungerechtigkeit und unsere Sünde, und nimm uns an als Eigentum» (2. Mo 34,9). Mose machte schliesslich den Grund, den Gott nannte, um nicht mitzugehen, zum Grund, dass Gottes Mitgehen absolut notwendig war. Er sagte eigentlich: «Ja, wir sind ein hartnäckiges Volk. Gerade darum brauchen wir deine Gegenwart und deine Hilfe. Ohne Dich geht es nicht.» Welch eine Haltung! Welch einen Einsatz für ein hartnäckiges Volk, das in diesem Augenblick von der Fürsprache Moses gar nichts wusste.


Wir wollen uns einmal ganz persönlich fragen: Ist uns bewusst, weshalb Gott auf dem gemeinsamen Weg mit uns geht? Wissen wir, warum der Herr Jesus auch heute noch in der Mitte derer sein kann, die sich in seinem Namen versammeln?


Im Blick auf unseren Zustand hätte der Herr allen Grund zu sagen: Ich kann nicht mehr mitgehen, ihr seid zu hartnäckig. Sind wir uns dessen bewusst? Wenn Er dennoch seine Verheissung wahrmacht – und Er hat es getan und Er wird es tun –, entspringt das nur seiner souveränen Gnade! Diese Tatsache demütigt uns vor Gott.


Es ist bemerkenswert wie Mose sich verhält in der Gegenwart Gottes und wir können – im Blick auf das Zusammenkommen zum Namen des Herrn - einiges von ihm lernen:

- Mose wünschte, die Herrlichkeit Gottes zu sehen. Lasst uns auch mit dem Wunsch, etwas vom Herrn zu sehen, dahin gehen, wo Er in der Mitte ist!

- Nachdem Gott Mose etwas von sich mitgeteilt hatte, neigte Mose sich vor dem Herrn und betete an. Lasst uns ebenfalls ganz bewusst eine anbetende Herzenshaltung einnehmen, wenn wir im Namen des Herrn versammelt! Möchten wir Ihm alle Ehre geben und uns bewusst machen, wie gross Er ist und wie klein wir sind?

- Dann sehen wir wie Mose sich in Fürbitte für das Volk einsetzt. Auch dieses Vorrecht dürfen wir nachahmen und vor Gott für die Geschwister einstehen.


Lasst uns nie vergessen: Im Blick auf das Zusammenkommen als Versammlung und im Blick auf den gemeinsamen Weg ist die Gegenwart des Herrn in der Mitte der Glaubenden eine absolute Notwendigkeit! Das ist eine wirklich bedeutsame Tatsache und durch nichts zu ersetzten! Nur wenn der Herr in der Mitte ist, kann in den Zusammenkünften ein Segen entstehen und ist ein gemeinsamer Weg nach Gottes Gedanken möglich.


Urs Hänseler 6/2020