Psalm 199,113-120

Gedanken zu Psalm 119,113-120


Vers 113: Wie so oft zeigt uns der erste Vers den Gegenstand, das Thema des Abschnitts an. An diesem einführenden Gedanken orientieren sich die nachfolgenden sieben Verse. Wenn wir das beachten ist es nicht so schwer einen Gedankengang zu erkennen.

Die Not des Psalmisten wird verursacht durch die Doppelherzigen. Für den zukünftigen Überrest aus Israel werden das die grosse Masse der Juden sein, die dem Antichristen nachfolgen.

Für uns können das solche Menschen sein – vielleicht sogar Gläubige - die "zwei Gesichter" haben oder solche die nicht mit "offenen Karten spielen". Sie wollen nicht, dass man ihre wahren Absichten erkennt und zeigen je nach Situation mal dieses oder jenes Gesicht. Sie verfolgen einen bestimmten Plan, aber nicht sichtbar, sondern "ziehen die Fäden im Hintergrund". Sie wollen nicht, dass irgendjemand ihnen in die Quere kommt und vermitteln darum gegen aussen ein anderes Bild als in das was in ihrem Innern ist. Dazu müssen sie nicht einmal zwingend lügen. Sie werden immer einen Weg finden um ihr Verhalten zu rechtfertigen und in einem guten Licht erscheinen zu lassen. Ausserdem werden sie darauf hinarbeiten, das moralische Gewicht anderer zu untergraben um deren Aussagen die Glaubwürdigkeit zu nehmen.

Wenn also solche Menschen an der Oberfläche durchaus poliert und freundlich daherkommen (vgl. die Bedeutung der Namen in 2.Tim 2, 17) so gibt es eigentlich nur zwei Dinge die der Gottesfürchtige tun kann:

1. Sie "hassen", das heisst in neutestamentlicher Ausdrucksweise, sich von ihnen fernhalten und absondern. Der Gerechte kann nicht mit ihnen zusammengehen. Es ist nicht möglich. Wenn solche Charaktere in einer örtlichen Versammlung sind, wehe dieser Versammlung (2. Tim 4,14; 3. Joh 9-10).

2. Sich umso mehr an Gottes Wort halten in Gehorsam, Demut und Liebe! Völlig und absolut! Die Gefahr ist gross, dass wir meinen solche Probleme lassen sich besser mit Menschenweisheit oder Psychologie lösen (vgl. 1.Kor 6,1.5). Das Wort Gottes ist die einzige Quelle für sichere Schritte in jeder Situation. Wir müssen jede Sache völlig ins Licht der Wahrheit und der Belehrung von Gottes Wort bringen und dann in diesem Licht und gemäss diesen Belehrung handeln (Ps 25,4-5; 86,11).


Vers 114: Für den Psalmisten wird der Herr der persönliche Bergungsort und Schild. Das redet von Sicherheit, Ruhe und Schutz. Und des weiteren, wieder Gottes Wort als Hilfsquelle. Darauf setzt er seine Hoffnung. Auch wenn der Doppelherzige zuerst Erfolg haben mag, wird sein Weg auf die Länge zu Ende gehen, gerade eben, weil sie ihr Tun nicht auf Gottes Wort gründen, sondern auf ihren eigenen Plänen, auf menschlichen Gedanken, ja sogar auf ihrer eigenen Interpretation von Gottes Wort.

Aber der Gerechte liebt Gottes Wort und hofft darauf. Er klammert sich an dieses untrügliche Wort!!


Vers 115: Hier lernen wir eine ganz wichtige Wahrheit. In Verbindung mit Menschen und eben auch Christen die einen solchen Umgang mit Gottes Wort haben und solches oder ähnliche Verhalten zeigen, kann der Gläubige, der sich schlicht und gehorsam und in allem an der Bibel orientieren möchte, nicht zusammengehen. Er würde ständig gezwungen sein, Kompromisse zu machen und gegen Gottes Wort und seine Glaubensüberzeugung zu handeln. Er würde sich immer mehr ihnen gefällig machen, statt Gott gefällig zu leben und Seinem Wort zu gehorchen. Darum bittet er: weicht von mir, ihr Übeltäter. Nur getrennt von ihnen kann er ein Leben führen indem er Gottes Wort bewahrt!


Vers 116-117: Diese Verse sind eine Bitte und ein Apell an Gott für Hilfe und Unterstützung. Der Psalmist stützt sich dabei auf die Zusagen, die Gott ihm gibt durch sein Wort. Seine Bitte orientiert sich also an dem was Gott gesagt und zugesagt hat durch Sein Wort. Denn verheisst und handelt Gott immer in Übereinstimmung mit seiner Natur und seinem Wesen. Das ist lehrreich auch für uns. Bitten bedeutet eben nicht, eigenwillige Wünsche vor Gott zu bringen, sondern ein ernstes Flehen, dass sich eng an Gott selbst und an seinen Gedanken orientiert.

Die Bitte in Vers 116 hat zwei konkrete Ziele: "damit ich lebe (od. belebt werde)": er möchte ein Leben in glücklicher Gemeinschaft mit Gott führen, denn das ist wirkliches Leben! "lass mich nicht beschämt werden...": durch die Zusagen und Verheissungen Gottes hat der Psalmist eine lebendige Hoffnung, auch wenn die Umstände düster sind. Diese Hoffnung hält ihn aufrecht und gibt ihm Kraft weiterzugehen. Andere mögen lachen über solche göttlichen Verheissungen, aber den Gläubigen halten sie aufrecht. Die Bitte des Psalmisten ist sehr konkret: "lass mich nicht beschämt werden in meiner Hoffnung". Nun, es wird weder der zukünftige Überrest aus den Juden beschämt werden und noch viel weniger wir Christen (Röm 5,5)! Es ist eine lebendige Hoffnung, über die wir auch mit Freude Zeugnis ablegen können (1. Pet 3,15).

In Vers 117 bittet der Psalmist um Stützung oder Stärkung im Blick auf Sicherheit und Rettung. Es ist die Bitte um Hilfe und Kraft des Herzen, um die Schwierigkeiten auszuhalten und damit das Ziel, nämlich die Rettung, erreicht wird. Das ist für den Juden das Kommen des Herrn um sie von allen ihren Feinden zu retten. Und für uns ist es die Entrückung, wenn Er uns in den Himmel bringt. Es ist beeindruckend, wie die Erfahrungen des Psalmisten mit seinem Gott, der ihm hilft und stärkt gemäss Seinen Zusagen und Verheissungen, in ihm den Eifer für Gottes Wort und einen gottgemässen Wandel erhöht. So darf es doch auch bei uns sein!


Vers 118-119: Hier nun finden wir, wie der Schreiber die Situation derer bedenkt, die es aufgegeben haben auf Gott und sein Wort zu harren, die vom lebendigen Gott und Seinen Satzungen (Seiner Verfassung) abgeirrt und abgefallen sind. Hier ist wieder die Masse der ungläubigen Juden gemeint. Gott hat sie verworfen. Er duldet sie vielleicht noch, aber sei gehen dem Tag des Gerichts entgegen. Sie werden ihr Ziel, dass sie so doppelherzig und mit Lüge und Trug geplant und verfolgt haben, nicht erreichen., im Gegenteil es gibt für sie keine Zukunft, ausser dem Gericht und die ewige Gottesferne (vgl. Ps 16,4).

Vielleicht sehen wir auch solche gottlose Menschen, die Gedeihen haben auf der Erde (vgl. Ps 73). Gott lässt sie vielleicht eine Weile gewähren aber es gibt für alles einen Moment der Abrechnung und es ist schrecklich in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen (Heb10,31).

Aber auch im christlichen Bekenntnis gibt es solche, die mit Doppelherzigkeit eigenwillige Wege verfolgen. Sie arbeiten mit Lüge und Trug. In Epheser 4,14 spricht Paulus davon, wie durch die Betrügerei von Menschen, durch ihre Verschlagenheit zu listig ausgedachtem Irrtum, alle möglichen verkehrten Lehren unter die Gläubigen kommen. Besonders auch in der letzten Zeit zirkulieren viele verkehrte Lehrer und Lehren (2.Tim 3,1-9). Oft sind das wortgewandte freundliche Christen, wie ein Hymenäus (kann mit 'der Singende' übersetzt werden) oder ein Philetus (Liebender). Wir wollen uns nicht täuschen lassen von einem freundlichen Auftreten und schönen Reden.
Leider sind auch wahre Christen fähig zu einem solchen Verhalten.

Auch wenn das Ende der Gottlosen noch in der Zukunft liegt, ist es sicher. Gott wird handeln und jeden, der den Herrn Jesus ablehnt, wie Schlacken wegräumen. Das spricht davon, dass Gott das Gericht ausübt an denen, die Er verworfen hat wegen ihres Unglaubens und weil sie dem Antichristen nachgeeilt sind (Ps 16,4).

Wieso liebt der Psalmist Gottes Zeugnisse angesichts des Gerichts an den gottlosen Doppelherzigen? Weil er sieht, dass Gott treu ist und nicht vergebens redet und zu seinem Wort steht! Er tut das, indem Er den bussfertigen Überrest rettet und im Gericht an denen, die von Ihm abgefallen sind. Das ist auch heute wahr: Gott steht zu seinem Wort. Er rettet jeden, der im Glauben zu Ihm kommt – aber ebenso sicher bringt Er auch das Gericht über alle Menschen, die Ihn verwerfen.


Vers 120:  Abschliessend schildert der Psalmist die Wirkung auf seine Seele angesichts der Treue Gottes indem Er den Gottlosen richtet. Es führte ihn zu einer grösseren Liebe zu Gottes Wort (V. 119) und zu einer gesunden Furcht (nicht Angst) Gottes und Seiner Regierungswege mit den Menschen. Ähnliches sehen wir auch in Apg 5,11.


Urs Hänseler 12/2022