Gedanken zur praktischen Ausübung der Autorität in einer örtlichen Versammlung

Gedanken zur praktischen Ausübung der Autorität in einer örtlichen Versammlung



Wie handhaben wir Angelegenheiten, die eine örtliche Versammlung zu beurteilen und wo sie eine Entscheidung zu fällen hat? Für die Aufnahme in die praktische Gemeinschaft und ggf. für den Ausschluss? Oder ganz allgemein, in irgendeiner Sache zwischen Geschwistern. (vergl. 1.Kor 6,4)?

Es ist fundamental wichtig, gemäss Gottes Wort zu handeln. Wir sind allzu schnell dabei, mit bloss menschlichen Gedanken, Urteilen und Lösungen zu agieren.

Lasst uns einige Punkte aus der Schrift nennen:


Zu diesem Vers 17 ein Zitat von JND:

"Es handelt sich hier nicht um Versammlungszucht. Es kann sein, dass der Schuldige ausgeschlossen werden muss. Aber was der Herr hier regelt, ist das Verhalten dessen, der das Unrecht erlitten hat. Das erste Ziel ist, den fehlbaren Glaubensbruder zu gewinnen. Wenn dies nicht gelingt darf man nicht mehr selbst als Richter in eigener Sache handeln. Sowohl die Tatsachen als auch die verkehrte Einstellung müssen durch solche bestätigt werden, die kein Interesse daran haben, in dieser Sache ihre Sicht geltend zu machen." (Das Matthäusevangelium, J.N.Darby, Beröa-Verlag)
 

Es kann sein, das je nach Unrecht in einem nächsten Schritt die Versammlung handeln muss. Das heisst - gemäss der Autorität, die der in ihrer Mitte gegenwärtige Herr ihr gegeben hat - das Unrecht an den Schuldigen zu binden oder eben, wenn er einsichtig und bussfertig ist, zu lösen und zu vergeben (1.Kor 5,2.13; 2.Kor 2,5-7).
Es ist ohne Zweifel so, dass der Herr hier in Matthäus 18 von schwerwiegenden Sünden spricht, die, ohne Überredung und Lobbying, jeder als solche erkennen kann! Vielleicht sollten wir uns eher zuerst einmal an die Anweisung aus Lukas 17,3-4 halten um ein Unrecht zwischen Brüdern und Schwestern zu regeln!




Gott hat im Gesetz sehr grosses Gewicht darauf gelegt, dass keine willkürlichen, persönlich motivierten oder politischen Urteile gefällt wurden. Alles musste gründlich untersucht, deutlich, offenbar und bestätigt sein. Alles musste im Licht des Wortes beurteilt werden. Nie durfte Rücksicht genommen werden auf die Person, weder zum Guten noch zum schlechten.
Wie viel mehr sollten wir Christen uns hüten, in irgendeiner Weise, überstürzt oder ungerecht zu handeln. Generell, aber besonders in der Frage des Binden und Lösens der örtlichen Versammlung. Denn hiermit verbindet sich der Herr im Himmel. Dazu gibt ER seine Bestätigung. Wie ausserordentlich ernst ist es, wenn gehandelt werden muss. Wie absolut wichtig, dass wir gottgemäss handeln und in einer Gesinnung der Demütigung handeln. Wie absolut wichtig auch, dass umliegende Versammlungen nachforschen und darauf bestehen ein Entschluss zu korrigieren, wenn er ungerecht ist. Sind wir nicht alle fehleranfällig? Sind andere lokale Versammlungen nicht eine "Kontrollinstanz", die wir begrüssen sollten. 


Lasst uns auch bedenken, wir leben nicht in der Anfangszeit, die von geistlicher Kraft und Unterscheidungsvermögen gekennzeichnet war. Der Herr machte damals die verkehrten Dinge schnell offenbar.  Wir leben in einer Zeit der Lauheit, und der praktische geistliche Zustand der Versammlung ist tief. Wie es so oft ist mit uns Menschen, haben wir die Tendenz, Dinge, die in unserem Leben nicht in Ordnung sind, zu kompensieren mit einem schnellen harten Handeln bei anderen Dingen. Beispiele dazu gibt es genügend im Alten Testament. Dies darf nicht sein in so schwerwiegenden Angelegenheiten wie dem Binden und Lösen der örtlichen Versammlung. Wir müssen unserem Zustand Rechnung tragen, nicht indem wir gar nicht mehr handeln, aber indem wir äusserst zurückhalten sind, geduldig auf den Herrn warten und uns alle sehr, sehr beugen vor dem, der der Richter ist der ganzen Erde und der inmitten der Leuchter wandelt um den Zustand und das Verhalten der Versammlungen zu prüfen!


Lasst uns binden und lösen oder irgendein Urteil fällen als Versammlung, indem wir ausschliesslich gemäss Gottes Wort und in völliger Abhängigkeit handeln. Lass uns sehr Furcht haben vor ungerechten oder ungerechtfertigten Urteilen. Möge der Herr uns in Seinem Erbarmen zu Hilfe kommen.




Urs Hänseler 4/2022