Psalm 37

Gedanken zu Psalm 37

 

Vers 1

Der erste Vers ist die Schlussfolgerung des gesamten Psalms und zugleich wird darin ein grosser Trost für die Frommen ausgedrückt, angesichts der Ungerechtigkeit und Verfolgung, die sie erleiden durch zwar religiöse, aber gottlose Menschen. Das Thema des Psalms ist, wie in allen Psalmen, die Situation und die inneren Übungen des zukünftigen Überrestes der Juden, wenn der Antichrist regieren wird und die große Menge der Juden ihm nachfolgen wird. Er ist dieser Gottlose in den Versen 10 und 35. Psalm 37 ist ein Appell, geduldig und still auf den Herrn und Sein Eingreifen zu warten. Das ist der Weg und die Gesinnung der Gottesfürchtigen für solch schreckliche Zeiten.

 

Für die Gottesfürchtigen gibt es zwei Gefahren, wenn sie das Wohlergehen der Gottlosen sehen und darüber grübeln:

Erstens neigen wir alle dazu, Empfindungen wie Ärger oder Zorn zu bekommen, weil wir ihr Wohlergehen nicht mit den gerechten Regierungswegen Gottes in Einklang zu bringen vermögen. Die Tatsache, dass es möglich ist, dass wir selbst manchmal Nöte haben und leiden, obwohl wir versuchen, den Willen Gottes zu tun, verstärkt dieses Empfinden natürlich noch.

Zweitens neigen wir dazu, diejenigen zu beneiden, denen es trotz ihrer Gottlosigkeit scheinbar gut geht. Genau das war das Problem von Asaph, als er Psalm 73 schrieb. Und wahrscheinlich haben auch uns schon solche Fragen oder Empfindungen gequält.

 

Vers 2

Was ist nun die "Lösung" für diese Übungen? Ganz einfach dies: Die Gottlosen werden nicht Bestand haben. Sie werden ein Ende nehmen, wie das verdorrte Gras. Gott ist langmütig und erträgt sie eine lange Zeit, aber schließlich wird Er in Vergeltung und Gerechtigkeit handeln und die Gottlosen richten und diejenigen erlösen, die auf Ihn warten und hoffen!

 

Allerdings sagen wir in solchen Situationen oft: das ist ja schön und gut, aber ich brauche JETZT Befreiung. Denken wir aber daran, dass dieses Handeln Gottes nicht einfach "schön und gut" ist, sondern es entspricht Gottes Heiligkeit und Liebe! Lassen wir also Ihn wirken und übergeben wir Ihm unsere Not, und Er wird zu Seiner vollkommenen Zeit handeln. In der Zwischenzeit wollen wir auf die Belehrung von Psalm 37 hören, damit wir in einer solchen Situation Weisheit haben für den Glaubensweg. Denn bedenken wir, dies ist der Weg, auf dem wir mit Gott und mit Frieden in unserem Herzen wandeln können. Zorn und Neid in unserem Herzen zu hegen, ist auf jeden Fall NICHT der Weg, um mit Gott in Frieden zu wandeln!

 

Vers 3

Nach diesen einleitenden Bemerkungen werden uns im nächsten Vers kurze, einfache und doch umfassende Ermahnungen gegeben, für die Gesinnung und den Wandel der Gerechten. Denn es gibt etwas, das wir tatsächlich tun können. Wir können nichts an den Umständen ändern, aber wir können nach diesen Ratschlägen leben. Sie sind an sich einfach und verständlich, auch wenn unsere Gefühle und die Menge unserer Gedanken uns manchmal noch zu schaffen machen.

 

Vertraue dem Herrn:

Mit dem Vertrauen beginnt dieser Vers. Das ist es, was den Herrn als Mensch auf der Erde gekennzeichnet hat. "Bewahre mich, Gott, denn ich traue auf dich" (Ps 16,1). Vertrauen und Gehorsam sind die wichtigsten moralischen Eigenschaften des Menschen, und erst recht des gottesfürchtigen Menschen. Jesus Christus war als Mensch vollkommen gehorsam, sogar bis zum Tod am Kreuz. Auch als er von Gott verlassen war, warf er seine Zuversicht und sein Vertrauen in Gott nicht weg.

Gott in widrigen Umständen zu vertrauen, ehrt Ihn! Und für uns ist es wirklich eine grosse praktische Hilfe um im Glauben weiterzugehen (Jes 40,31). Gott ist allmächtig und unser liebender Vater und wird für sein Volk alles zum Guten mitwirken lassen. Er ist der Einzige, der wirklich unser ganzes Vertrauen verdient. Hat Er das nicht bewiesen, indem Er Seinen geliebten Sohn auf Golgatha für dich und mich geopfert und Ihn von den Toten auferweckt hat und Ihm den Platz der Ehre und Herrlichkeit gegeben hat? Lasst uns Ihm vertrauen!

Asaph lernte in der zweiten Hälfte seines Psalm 73: "Wen habe ich im Himmel, und neben Dir habe ich an nichts Gefallen auf der Erde". Die Gläubigen in Ps 33,21 wissen: "Denn in Ihm wird unser Herz sich freuen, weil wir Seinem heiligen Namen vertraut haben".

 

Tue Gutes:

Inmitten der Widrigkeiten dürfen wir Gottes Liebe und Barmherzigkeit, aber auch Seine Heiligkeit, durch uns und unser Verhalten scheinen lassen. Auf diesen Punkt hat der Herr in der Bergpredigt hingewiesen, als das Kennzeichen seiner Jünger: "Ich aber sage euch: Widersteht nicht dem Bösen, sondern wer dich auf deine rechte Wange schlägt, dem halte auch die andere hin; und dem, der mit dir vor Gericht gehen und dein Untergewand nehmen will, dem lass auch das Oberkleid. Und wer dich zwingen will, eine Meile mitzugehen, mit dem geh zwei. Gib dem, der dich bittet, und weise den nicht ab, der von dir borgen will. Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters werdet, der in den Himmeln ist; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Denn wenn ihr die liebt, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr? Tun nicht auch die Zöllner dasselbe? Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr Besonderes? Tun nicht auch die von den Nationen dasselbe? Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist." (Mt 5,39-48).

Möge der Herr uns Weisheit und Gnade geben und uns mit Seiner Liebe erfüllen, um dieser Herausforderung zu entsprechen.

 

Wohne im Land:

Diese Aufforderung mag für den zukünftigen Überrest, der verfolgt und umhergejagt werden wird und sogar in die Nachbarländer fliehen muss, seltsam oder unmöglich erscheinen. Dennoch sagt Gott: wohnt im Land. Wie kann das sein? Es gab einen ähnlich merkwürdigen Befehl an Jeremia, ein Feld zu kaufen (Jer 32,7), und zwar angesichts der unmittelbar drohenden Eroberung des Landes Israel durch die babylonische Armee. Aber weil es für das Land und das Volk Israel durch Gottes Gnade noch eine Zukunft geben sollte, ließ Er Jeremia ein Stück Land kaufen. Und, auch wenn der Überrest wahrscheinlich nicht in der Lage sein wird, ein Feld zu kaufen (Off 13,17), so werden sie doch ermutigt, sich in ihrem Herzen und in ihrer Hoffnung an das Land der Verheißung zu klammern, denn Gott wird es ihnen geben (V. 9.11.29.34). In einer viel höheren, das heisst geistlichen und himmlischen Weise, können wir als Christen, die mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern gesegnet sind, in unserem Herzen und unserer Hoffnung an unseren Segnungen festhalten, die unser "Land Kanaan" sind! Lasst uns in diesen christlichen Segnungen leben und uns an ihnen erfreuen. Sie kommen aus dem Herzen Gottes und wurden uns durch den Tod und die Auferstehung des Herrn Jesus zuteil. Zu diesen Segnungen hat Gott uns berufen, und nichts kann Ihn daran hindern, Seinen ewigen und himmlischen Ratschluss mit Seinem Sohn und mit uns, Seinen Kindern, auszuführen.

 


 

Weide (od. übe) dich an Treue:

Treu sein bedeutet, zuverlässig und beständig zu sein in unserer Einstellung und unserem Verhalten im Blick auf materielle Dingen oder gegenüber Menschen. Wenn jemand treu ist, kann man sich auf ihn und sein Wort verlassen, unabhängig von den Umständen in denen er oder wir uns befinden mögen.

Gott ist immer treu. Was Er sagt, wird Er tun. Er wird immer nach dem handeln, was Er ist. Wenn wir also treu sind, zeigen wir etwas von Gott in dieser Welt voller Korruption, Lügen und gebrochener Versprechen.

Dabei geht es in allererster Linie darum, dass wir, in einer gottlosen Welt und in der Mitte einer vom Abfall begriffenen Christenheit, Gott und seinem Wort treu sind. Und das auch, wenn uns Verfolgung und Tod droht (was für viele Gläubige, und den zukünftigen Überrest der Juden (Off 13,15), Wirklichkeit ist). "Sei getreu bis zum Tod", ermutigt der Herr Jesus die Gläubigen in Smyrna (Off 2,10). Wenn er einen Diener des Herrn charakterisiert schreibt Paulus: "Im Übrigen sucht man hier an den Verwaltern, dass einer für treu befunden werde" (1. Kor 4,2). Unser Herr wird, wenn er an einem zukünftigen Tag seine Diener lobt, sagen: "Wohl, du guter und treuer Knecht" (Mt 25,23). Im Brief an Timotheus ermahnt Paulus ihn und uns alle: "Halte fest das Bild gesunder Worte, die du von mir gehört hast, in Glauben und Liebe, die in Christus Jesus sind. Bewahre das schöne anvertraute Gut durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt" (2. Tim 1,13-14). Die Versammlung in Philadelphia wird vom Herrn ermutigt und ermahnt: "... denn du hast eine kleine Kraft und du hast mein Wort bewahrt und meinen Namen nicht verleugnet ... Ich komme bald; halte fest, was du hast, damit niemand deine Krone nehme" (Off 3,9.11).

O Heilige, lasst uns an der Wahrheit festhalten und das bewahren, was wir durch die Gnade Gottes empfangen haben. Die Wahrheit, die vor zwei Jahrhunderten wiederentdeckt wurde, über den wahren Charakter der Versammlung Gottes und den Platz des Zusammenkommens, wo ER verheißen hat, inmitten seiner treuen Gläubigen zu sein, die, nachdem sie sich von aller Ungerechtigkeit getrennt haben - sei es persönlich oder lehrmäßig oder kirchlich -, "streben nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe, Frieden mit denen, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen" (2. Tim 2,22).

 

 

Vers 4

Ergötze (od. erfreue) dich an dem Herrn

Vers 3a bezieht sich auf unser allgemeines Verhalten und unseren Wandel als Gläubige auf dieser Erde. Vers 3b betrifft mehr die geistliche Seite unseres Lebens, das heisst, den geistlichen Reichtum und Segen, den Gott uns gegeben hat.

In Vers 4 wird nun das eigentliche Zentrum des Lebens eines Gläubigen angesprochen. Unsere Beziehung zu unserem Gott. Denn Gott muss das Zentrum unserer Zuneigung, unseres Glaubens und unseres Lebenswandels sein. Bei Ihm ist die Quelle von dem, was uns in Vers 3 vorgestellt wird, der Ursprung eines praktischen Lebens in Frömmigkeit zu Seiner Ehre und zu unserem Glück. Noch einmal zitieren wir Psalm 73: "... Gott ist meines Herzens Stärke und mein Teil für immer" (V. 26). Als Paulus im Gefängnis war, war dies seine Freude und Stärke: sein Herr und Retter, Jesus Christus (Phil 1,21; 3,8-11; 4,13).

 

so wird er dir geben die Bitten deines Herzens

Wenn wir so mit dem Herrn wandeln, dann wird es eine Veränderung in unserem Herzen geben. Das Verlangen unseres Herzens wird zunehmend mit dem Herzen unseres Gottes übereinstimmen und unsere Gebete werden mehr und mehr seinem Willen entsprechen. Denn für solche Bitten gelten die Verheißungen Gottes für Erhörung (Joh 14,13; 16,24; 1. Joh 3,21-22; 5,14-15).

Machen wir uns in diesem Punkt nichts vor. Es gibt keine "Gebetserfüllungsmaschine", bei der man die richtige Münze einwirft und dann das Gewünschte bekommt.

Aber es gibt einen praktischen Weg mit dem Herrn, auf dem wir lernen, mehr und mehr so zu denken und zu wünschen, wie er es tut. Ein kostbares Privileg!

 

In den Versen 3-4 werden wir im Blick auf unseren Wandel und unser Verhalten ermutigt. Die Verse 5-6 knüpfen daran an. Unseren Lebensweg, den wir im Glauben mit Gott gehen, dürfen wir Ihm anbefehlen. Dieser "Weg" ist dann kein eigener oder gar eigenwilliger Weg (Spr 14,12), sondern der Weg, den Gott uns führt. Dann bitten wir, "lehre mich deinen Weg, und leite mich auf ebenem Pfad" Ps 27,11 und bekommen von Gott die Antwort: "Dies ist der Weg, wandelt darauf" Jes 30,21

 

Aber auch wenn es der Weg ist, auf dem der Herr will, dass wir wandeln bedeutet das nicht, dass es keine Nöte gibt. Nöte, auf die wir keinen Einfluss haben. Was kann der zukünftige treue Überrest tun, um die Widrigkeiten, die er ertragen muss, zu beseitigen? Nichts! Was können wir tun, um die Vorwürfe und die Verfolgung zu ändern, die ein Christ ertragen muss? Oder Dinge wie Gesundheit, das Land, in dem wir leben, die Familie, in die wir hineingeboren wurden, unsere körperlichen oder geistigen Fähigkeiten. Unsere Zukunft? Wer weiß, was vor ihm liegt? Welches Unglück oder Glück liegt in der Zukunft?

 

Und doch! wir können etwas tun! Wir können beten und alles dem Herrn anbefehlen und ihm die Angelegenheiten unseres Lebens anvertrauen!

Und vor allem, wenn wir so wandeln, wie wir es in den vorigen Versen gelernt haben, und dann Feindschaft und Vorwürfe ertragen (vgl. 1. Petr. 3,14), haben wir besondere Verheißungen von Gott:

Er wird handeln um unseretwillen!

Er wird deutlich machen, dass wir vor Ihm gerecht gehandelt haben (natürlich ist niemand perfekt und sündlos wie der Herr Jesus) und dass die Angriffe der Bedränger nicht recht waren (vgl. das Verhalten des Herrn in 1. Petr 2,21-23)

Er wird zu unseren Gunsten eingreifen. Wenn wir alles IHM überlassen, werden wir sicher eines Tages erleben, dass "er gerecht richtet".

 

Deshalb lasst uns ruhig und geduldig auf unseren Herrn vertrauen und auf Ihn und Seine Zeit warten, um alle Dinge zu ordnen. Der Weg der Gottlosen ist ein Weg, der vielleicht Erfolg hat, aber nur für einen Augenblick, und danach kommt das Gericht (V. 9 a.s.o).

 

Wir als Gläubige haben das Vorrecht, "unseren Weg" (V. 5) dem Herrn und seiner Fürsorge anzuvertrauen. Unser Weg mag scheinbar nicht erfolgreich sein, aber wir werden eine glückliche und gesegnete Zukunft haben!!! (V. 9 a.s.o.). Als Paulus in Rom im Gefängnis saß und alle (Christen) in Asien ihn und seine Lehre verlassen hatten, wusste er, "wem ich geglaubt habe, und bin überzeugt, dass er mächtig ist, das ihm von mir anvertraute Gut auf jenen Tag zu bewahren" (2. Tim 1,12).

 

Der ganze Rest dieses Psalms beschäftigt sich mit dieser Befreiung und dem Segen für die Gerechten einerseits und dem Gericht über die Gottlosen andererseits. Natürlich wünschen wir als Christen nicht das Gericht für andere, sondern Errettung und versuchen, ihnen die Barmherzigkeit Gottes zu zeigen - und doch ist es zu unserer Ermutigung und zu unserem Trost geschrieben, dass es einen Tag geben wird, an dem Gott eingreifen und alles in Ordnung bringen wird, auch all das, was uns jetzt noch rätselhaft erscheint (Röm 12,19; 2. Thess 1,6-7).

 

UH 23.4.2023