Psalm 122

Psalm 122

Der Überrest im Exil (Mt 24,16; Off 12,6)

David schrieb diesen Psalm. Er hatte es in seinem Herzen dem Herrn ein Haus zu bauen. Allerdings geschah das erst unter Salomo. Aber er freut sich über jeden der dieses Anliegen mit ihm teilt.

Das tut auch unser Herr Jesus! Es ist Seine Stimme. Wenn er solche sieht unter den Glaubenden, die ein Herz und Verlangen haben zum Haus des Herrn zu gehen, ist das eine grosse Freude für unseren Herrn und Heiland. Hat ER nicht gelitten und Sein Leben gelassen um sich eine Braut zu erwerben und damit Gott auch in der Zeit wo kein irdisches und materielles Haus für Ihn auf der Erde besteht, Er dennoch ein Haus hat? Und in Wahrheit, es ist ein Haus mit einem höheren Charakter als der Tempel in Jerusalem. Es ist ein geistliches Haus und hat einen himmlischen und ewigen Charakter. Es besteht aus allen wahren Glaubenden und es wird gesehen oder dargestellt, wenn Glaubende sich an einem Ort versammeln zum Namen des Herrn Jesus. "Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da", sagt der Sohn Gottes, "bin ich in ihrer Mitte" Mt 18,20. Wenn der Herr Jesus sagt:" denn wo …" spricht er einerseits von einem geistlichen Grundsatz des Versammelns. Aber wir wollen andererseits festhalten: dieses Versammeltsein wird an einem geografischen Ort verwirklicht und erfordert körperliche Anwesenheit. Wir verwirklichen dieses Zusammenkommen nicht in einer virtuellen, sondern in einer realen Welt. Wie sollen wir sonst Brot brechen? Wie soll sonst ein reales Zeugnis der Versammlung sichtbar werden?

Wir wollen diese bleibenden Wahrheiten festhalten, auch wenn der Herr in Seinen Regierungswegen uns sozusagen "weggeführt" hat vom Zusammenkommen als Versammlung. Wir wollen die Freude an diesen einen Ort, wo ER in der Mitte ist, in unseren Herzen bewahren. Vielleicht können wir ein wenig die Empfindungen der nach Babel weggeführten Juden nachvollziehen, die – abgeschnitten von der Möglichkeit nach Jerusalem zu gehen - an Zion dachten und keine gemeinsamen Loblieder mehr singen konnten Ps 137,1-5.

Wir wollen einander ermuntern mit neuer Freude zum Haus des Herrn zu gehen. Es ist für uns das Zusammenkommen als Versammlung.
Ein Beispiel davon finden wir in Joh 20. Am Tag seiner Auferstehung kommt der Herr und ist in der Mitte seiner Jünger. "Da freuten sich die Jünger als sie den Herrn sahen". Thomas allerdings fehlte. Aber als sie ihn sahen, sagten sie zu ihm: "wir haben den Herrn gesehen". Und dann ist er das nächste Mal auch gekommen! Wunderbare Anziehungskraft des Herrn Jesus, der uns an diesen Platz ziehen möchte! Das Zusammenkommen zum Namen des Herrn Jesus, wo ER alles bestimmt und der Geist alles leitet, (auch wenn unsere Praxis oft schwach ist, bleibt dieser Charakter bestehen) kann und darf durch nichts ersetzt werden. Keine menschliche Anstrengung und Organisation kann dies hervorbringen.

Im zweiten Vers finden wir die Antwort der Glaubenden. Der Überrest hält im Glauben fest, dass sie einst wieder in Gottes Gegenwart kommen werden. Für uns ist es die vertrauensvolle Zuversicht, dass es wieder möglich sein wird, als Versammlung zusammenzukommen! Und zwar nicht, weil Einschränkungen aufgehoben werden, sondern weil der Herr selbst diese Zucht, diese Zeit beendet.

Was will Er uns lehren in dieser Zeit? Lasst uns IHN fragen! Jeder persönlich für sich vor dem Herrn! Fern von Jerusalem hat Daniel sich gedemütigt vor dem Herrn. Er tat das ganz für sich allein!

Unsere Füsse: Der Herr lässt nicht zu, dass dein Fuss wanke Ps 121,3. Er hilft uns in unserem täglichen Leben. Jetzt wird dieser selbe Fuss stehen in den Toren Jerusalems. Und zwar um Eingang zu finden in die Gegenwart des Herrn zusammen mit anderen.

In den Versen 3-5 wird der Charakter dieser Stadt beschrieben:
- aufgebaut: wir wollen an zwei Aspekte dieses Hauses denken:

a) es ist ein gebautes Haus. Der Ort wo Gott wohnt, ist keine Bauruine, sondern "fertig" (vgl. Mk 14,15).

b) An diesem Ort wird gebaut. Einerseits baut Gott und sein Bauen ist eine vollkommene Sache Eph 2,21-22; 1.Pet 2,5. Aber Gott hat auch uns die Aufgabe gegeben zu bauen vgl. 1.Kor 3. Mögen wir so bauen, dass es nützlich ist.
- fest in sich geschlossene Stadt: Jerusalem hatte eine Stadtmauer und Tore. So war sie abgesondert von der Umgebung und geschützt. Man konnte nicht einfach hineinlaufen und alles Mögliche hineintragen. Das ist auch wahr vom Zusammenkommen als Versammlung. Es braucht eine gottgemässe Absonderung von der Welt und auch von allem Verkehrten in der Christenheit. Wir prüfen, ob jemand der am Brotbrechen teilnehmen will, rein ist in Lehre und Praxis.
- hinaufziehen die Stämme: Alle wahren Christen gehören dazu:
vielleicht sind an einem Ort nur wenige die sich versammeln. Trotzdem ist der grundsätzliche Charakter des Platzes des Zusammenkommens, dass jeder wahre Christ da einen Platz hat. Wir sind alle Glieder am Leib des Herrn Jesus. Auch wenn viele nicht kommen wollen oder können, weil sie Verkehrtes festhalten, wollen wir immer die ganze Weite dieses Platzes im Auge und Herzen behalten. Beschäftigt es uns überhaupt noch, dass so Viele fern von "Jerusalem" bleiben?
- die Stämme Jahs: Es ist Gottes Versammlung:
Wem gehört die Versammlung? Sie gehört Gott Apg 20,28; 1.Tim 3,15 und sie gehört dem Herrn Jesus Mt 16,18. Es ist definitiv nicht unsere Versammlung oder Gemeinde. Es ist nicht die Versammlung der Brüder. Es ist Gottes Versammlung. Es ist die Herde Gottes 1.Pet 5,2. Es ist für die Praxis von sehr grosser Bedeutung, dass wir dies beachten, besonders wenn jemand viel gearbeitet hat in einer örtlichen Versammlung.
- ein Zeugnis für Israel:
- zu preisen den Namen des Herrn
- Throne zum Gericht
- Throne des Hauses Davids

Wir finden drei Ausdrücke, die eigentlich auf dieselbe Sache hinweisen: Haus Gottes; Jerusalem; fest in sich geschlossene Stadt.

In den Versen 6-9 geht es um unsere Herzenseinstellung und unser Verhalten im Blick diesem Platz.
- Bitte um Frieden für diesen Platz
- ein Wohlwollende Haltung gegenüber den Glaubenden
- Frieden im Blick auf den gemeinsamen Weg in Absonderung
- Frieden im Blick damit der Ort ein "Palast" ist wo Christus gross werden kann
- Frieden damit die Glaubenden mit Freude und Freimütigkeit in die Zusammenkünfte kommen
- Frieden weil es das Haus Gottes ist!

Beachten wir, dass es in den letzten zwei Versen Christus ist der spricht. Es ist Sein Bemühen, dass diejenigen, die Er Seine Brüder und Gefährten nennt, an diesem Ort eine Herberge, ein Ort des Friedens finden. Und Sein Einsatz wird motiviert durch die Tatsache: es ist das Haus des Herrn unseres Gottes. Es ist ein Wohnort Gottes im Geist (Eph 2,22).

Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens (1.Kor 14, ). Er möchte uns Frieden geben an diesem Ort. Dies wird dann möglich sein, wenn der Herr im Zentrum steht und alles bestimmen kann. Und zwar in unserem persönlichen Leben und in den Zusammenkünften. Dieser Friede kann aber nur bestehen wenn diese Throne des Hauses Davids zum Gericht aufgerichtet sind – d.h. eine gottgemässe Verwaltung da ist entsprechend der Heiligkeit des Hauses Gottes.




Urs Hänseler 3/2020